Der auf klassische Musik spezialisierte Berliner Musikstreamingdienst IDAGIO musste im August 2025 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Nach Einstieg eines Investors und der einstimmigen Zustimmung aller Gläubiger zum Insolvenzplan konnte das Verfahren jetzt erfolgreich abgeschlossen werden.
IDAGIO wurde 2015 von Till Janczukowicz und Christoph Lange mit der Idee eines Nischenbieters für klassische Musik gegründet. In den folgenden Jahren konnte sich IDAGIO durch Investments von Tengelmann Ventures, btov Partners und Macquarie als weltweit führender Streamingservice für klassische Musik etablieren. Inzwischen umfasst der Katalog mehr als 2 Millionen Musiktitel in hoher Qualität, die in über 160 Ländern gehört werden können.
Neben der Klangqualität bietet IDAGIO eine kuratierte Datenbank mit Metainformationen zu jeden Titel, die speziell auf die Interessen von Klassikliebhabern zugeschnitten sind. Dabei geht es um mehr als nur Informationen zu Titel, Interpret, Album, Komponist. Wer dirigiert welches Orchester? Welche Solisten spielen? Datum der Aufnahme? Daten, die andere Streamingdienste nicht zur Verfügung stellen.
Eine weitere Besonderheit: IDAGIO berechnet die Künstlerprovision nicht nach angehörten Titeln, sondern nach gehörten Sekunden, was bei langen klassischen Musiktiteln eine fairere Abrechnung ermöglicht als die branchenübliche Abrechnung nach Tracks.

Nach dem Markteintritt in den USA 2019 kürte das TIME Magazin die IDAGIO App als eine der besten Innovationen des Jahres. 2021 übernahm die Investmentgesellschaft Lansdowne Partners die Mehrheit der Anteile. Bis Ende 2022 kostete der Aufbau der Aufbau des Unternehmens rund 35 Mio. Euro. Trotz hoher Reputation und steigenden Nutzerzahlen gelang es den Gründen nicht, IDAGIO auch finanziell erfolgreich zu betreiben. Im April 2025 wurde der Musikmanager Erwin Stürzer als Geschäftsführer eingesetzt, der auch das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung einleitete.
Der Geschäftsbetrieb konnte während der Sanierung unbehindert fortgeführt werden. Mit Unterstützung der Sanierungsexperten Rechtsanwalt Olaf Schubert und Dr. Christian Matiebel gelang es, die Fortführung des Unternehmens zu sichern und die Arbeitsplätze zu erhalten, laut Erwin Stürzer „eine sehr gute Nachricht für Abonnenten und Mitarbeitende“.
Neue Investoren sind mit Abschluss des Verfahrens der Berliner Musikunternehmer Ki Soo Lee und sein Geschäftspartner Jim Chang aus Singapur. IDAGIO will jetzt sein Angebot ausbauen und international weiter expandieren.
